Wednesday, 19 January 2011

Wie plane ich ein Gap Year?

Von Conny Kaufmann

Ein Jahr nach dem Abi oder der Uni im Ausland verbringen: Das ist der Traum vieler junger Leute. Doch ein „Gap Year“ verlangt Planung, bis es so weit ist und man im Flugzeug der Welt entgegenfliegt.

Welche Art von „Gap Year“ will ich?

Zum einen bietet sich Freiwilligenarbeit in Einrichtungen wie Tierschutzorganisationen, Schulen und Waisenhäusern an. Beliebt sind zudem Praktika im Ausland und Au-Pair-Aufenthalte. Natürlich besteht auch die Möglichkeit, einfach zu reisen – ob auf selbst-organisierter Weltreise oder als Teil eines „Work & Travel“-Programms, bei dem man hier und da arbeitet. Außerdem werden so genannte „Multi-Sprachen-Jahre“ angeboten, bei denen man in drei Ländern lebt und arbeitet oder studiert. Die Programme lassen sich mit Reise-Intervallen verbinden.

Soll ich mit einer Organisation oder auf eigene Faust reisen?

Einige Projekte wie Freiwilligenarbeit oder Multi-Sprachen-Jahre werden meistens von Organisationen angeboten und sind schwer, selbst zu organisieren. Für Praktika und „Work & Travel“ sind Organisationen jedoch nicht unbedingt nötig. Obwohl Organisationen nicht billig sind, haben sie den Vorteil, dass man Ansprechpartner vor Ort und zu Hause hat. Viele Anbieter bestätigen die Programmteilnahme am Schluss mit einem Zertifikat – Arbeitgeber trotzdem zusätzlich um ein Zeugnis bitten. Auf eigene Faust zu reisen, bedeutet mehr Freiheit, was Ziele und Reiserouten angeht. Und es ist meistens etwas billiger. Allerdings kann es schwer sein, Hilfe zu finden, wenn etwas schief geht. Wer Kataloge angefordert hat und sich nicht entscheiden kann, kann auch Beratungsdienste wie „Weltweiser“ in Anspruch nehmen (siehe Kasten, unten).

Welches Visum benötige ich?

Wenn man in einem anderen Land arbeiten und Geld verdienen möchte, sollte man sich entweder ein „Arbeitsvisum“ besorgen oder ein „Working Holiday Visum“. Allerdings werden „Working Holiday Visa“ pro Land nur einmal im Leben vergeben. Daher sollte man sich gut überlegen, wie lange und wo man arbeiten will. Freiwilligenarbeit und Praktika unter drei Monaten kann man mit einem Touristenvisum absolvieren. Man sollte sich aber immer bei den zuständigen Konsulaten und Botschaften informieren. Wer Visa für mehrere Länder braucht, sollte beachten, dass der Pass frühestens sechs Monate nach Rückflugdatum ablaufen darf – sonst ist er ungültig. Da der Pass unter Umständen an mehrere Konsulate geschickt werden muss, falls kein elektronisches Visum erhältlich ist, sollte man pro Konsulat mindestens zwei Wochen für die Bearbeitung einrechnen.

Gesund reisen: Impfschutz, Erste-Hilfe-Paket und sterile Spritzen

Alle für die Reiseziele empfohlenen Impfungen sollten eingeholt oder – wenn nötig – erneuert werden. Außerdem sollte sich im Rucksack ein kleines „Erste Hilfe Paket“ befinden samt Pflastern, Thermometer, Bandagen, Tabletten gegen Kopfschmerzen, Durchfall und Entzündungen. Der Standard in Sachen Gesundheitsversorgung und Hygiene ist in vielen Ländern weitaus niedriger als in Deutschland. Für alle Fälle ein paar sterile Spritzen mitnehmen.

Welches Flugticket soll ich wählen?

Bei größeren Fluggesellschaften kann man seinen Sitz meistens bis zu einem Jahr im Voraus buchen, was oftmals die billigste Alternative ist. Ein paar Reiseveranstalter bieten Weltreise-Tickets an, die „Round-The-World“-Tickets genannt werden. Allerdings sind dort Routen vorgegeben. Wer ein Land besuchen will, das nicht auf einer dieser Routen liegt, sollte entweder alle Flüge einzeln buchen oder ein RTW-Ticket mit separaten Flügen kombinieren.

Wie bleibe ich in Kontakt?

Wer unbedingt zu Hause anrufen will, sollte lokale Telefonzellen benutzen oder sich eine SIM-Karte im Gastland zulegen. Eine günstigere Alternative ist das Online-Programm Skype, das auch über Telefone funktioniert. Allerdings haben nicht alle Internetcafés das Programm installiert. Eine eigene Website oder ein Blog sind weitere kostenlose Alternativen. So kann der Reisende Fotos und Videos zeigen und mit Familie und Freunden über Gästebücher oder Foren in Verbindung bleiben.

Wie bereite ich mich vor?

So viel wie möglich über das Gastland und seine Kultur lesen. Auch das Durchschnitts-Wetter beachten und dementsprechend packen. Mit Foren für Gap-Year-Reisende und Interessierte Kontakt aufnehmen: Die Reisenden waren vor Ort und wissen, wovon sie reden. Einige können helfen, Kontakte zu Menschen im Gastland aufzubauen. Wer einen gültigen Studentenausweis besitzt, sollte sich die „International Student Identity Card“ anschaffen, mit der es in vielen Ländern Vergünstigungen gibt. Ohne Studentenausweis bekommt man die „International Youth Travel Card“, wenn man jünger als 26 Jahre ist. Auch eine Mitgliedschaft im „Deutschen Jugendherbergsverband“ (DJH) lohnt sich, weil man so billiger in allen YHA- und „Hostelling International Herbergen“ schlafen kann.

HIER GIBT'S NOCH MEHR INFORMATIONEN!

EINSTIEG ABI Eine wichtige Messe, die nicht nur zur künftigen Berufswahl, sondern auch ausführlich rund um Auslandsaufenthalte informiert, ist „Einstieg Abi“. Nächste Messe: 11. und 12. März, Koelnmesse (Freitag, 9 bis 17 Uhr; Samstag, 9 bis 16 Uhr), 5 Euro. Freikarten (begrenztes Kontingent) und Infos zum Gap Year auf http://www.einstieg.com/

WELTWEISER Kein Reiseveranstalter, keine Austauschorganisation – aber dafür ein unabhängiger Bildungsberatungsdienst und Verlag: Das ist Weltweiser. Über Homepage und Handbücher liefert Weltweiser jede Menge Infos über Auslandsaufenthalte, internationale Bildungsangebote wie Schüleraustausch, Sprachreisen, Au-Pair, Work & Travel, Praktika, Freiwilligendienste sowie Studium im Ausland. http://www.weltweiser.de/

REISEBESTIMMUNGEN Verlässliche und aktuelle Meldungen zu Visa-Bestimmungen, Impfschutz, Wetter und Reisewarnungen liefert das Auswärtige Amt auf http://www.auswaertiges-amt.de/

MAGAZINE Empfehlenswert sind zudem die engagierten Magazine Itchy Feet (auf Deutsch), www.itchy-feet.net, und das englischsprachige Shoestring (http://shoestring-magazine.blogspot.com/) von der Solingerin Conny Kaufmann, die ihren Uni-Abschluss in Reisejournalismus in England gemacht hat (siehe Artikel unten). lm


Solinger Tageblatt, 22. Januar 2011

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